This is the end, beautiful friend

Zurück in Melbourne waren nur noch zwei Dinge zu tun: mein Gepäck für die Rückreise organisieren und das Motorrad abgeben. Den Rest der Zeit konnte ich nutzen, um die Stadt noch mal auf mich wirken zu lassen. Und siehe da, sie zeigte sich von einer frischeren, lebhafteren Seite als bei meinem ersten Besuch. Inzwischen hatte der Sommer Einzug gehalten, und bei über 30 Grad waren die Parks und Flussufer voll mit Menschen, die Sport trieben, flanierten oder einfach nur auf den Wiesen faulenzten. Ich entschloss mich zu einem Spaziergang in den Royal Botanic Gardens, wo die Luft etwas angenehmer war und die herrliche Pflanzenvielfalt in voller Blüte stand. Anschließend mischte ich mich unter das Volk am Südufer des Yarra Rivers und genoss die Aussicht auf den Fluss und die Flinders Street Station sowie einen exzellenten, mit Lammfleisch gefüllten Wrap von einem griechischen Take-away und ein frisch gezapftes Pale Ale. Ja, nun glaubte ich, die Stadt verstanden zu haben.

Da ich meine Koffer nach der Ankunft in Brisbane losgeworden war, hatte ich neue Taschen an Stuarts Adresse bestellt. Wie sich herausstellte, passte mein ganzes Zeug sogar in die größere der beiden. Die andere ging zurück an den Versandhändler. Auch die Rückgabe des Motorrads verlief so geschmeidig wie schon die ganze bisherige Zusammenarbeit mit dem Verleiher. Nachdem ich bereits eine Weile mit Daniel gequatscht hatte, schlug er vor, das Gespräch im Pub nebenan fortzusetzen – da war es noch nicht mal Mittag. Erst um 15 Uhr verabschiedeten wir uns. Wer weiß, vielleicht ist Daniel ja mit Joe verwandt – oder BikeRoundOz ist einfach ein cooler Laden.

Drei Monate lang hatte mich das Motorrad ohne Probleme durch die Lande getragen, da fiel mir der Abschied von dem Big Beamer, wie er hier genannt wird, sogar ein bisschen schwer. Nur noch den Schlüssel übergeben – das war’s.

Und war’s was? Oh ja! Australien ist ein faszinierendes, ungeheuer vielfältiges und spannendes Land. Vor allem auch ein sehr großes. Fast 14.000 Kilometer bin ich durch fünf Bundesstaaten gefahren. In Queenslands Outback klebte mir die Zunge am Gaumen, und die Suppe lief an mir runter. In Tasmanien musste ich die Heizgriffe einschalten, und es gab reichlich Wasser von oben. Ich war schnorcheln am Great Barrier Reef, bin über Fraser Island geflogen, vor der Küste von New South Wales gesegelt und durch die ältesten Regenwälder der Welt gelaufen. Koalas, Kängurus, Kasuare, Wale, Pinguine, Schnabeltiere und viele andere Wildtiere, die ich bisher nur in den Medien oder im Zoo gesehen hatte, konnte ich in freier Wildbahn erleben. Doch das Wertvollste waren die zahlreichen Begegnungen, die ich unterwegs hatte.

Jo, Joe, Kiki, Carly und Carol, Gabriel und Beatrice, John, Walter und der Dude, Gerard, Aidan, Sam, Nic, Pia und Nina, Lena und Philippe, Shawna und Sam, Linda, Bruce, Anne, Senan, Bella und Joshua, Hele, Stefan, Gregory, Dave, Michelle und Conrad, Philip, Nina und Hannah, Stuart, Ralph, Moira und Detlef, Dave und Andy, Stefan und viele weitere, deren Namen auf diesen Seiten nicht gefallen sind. Es waren diese Menschen, die meine Reise zu etwas Besonderem gemacht haben.

Auch die schönste Zeit geht mal vorbei, nun freute ich mich auf zu Hause: auf meine Familie und Freunde, auf deutsches Brot und darauf, einfach ein paar frische Klamotten aus dem Schrank nehmen zu können. Der Motorradverleiher war froh, dass er das Bike unbeschadet zurückerhalten hatte. Meine Kinder würden froh sein, ihren Papa an einem Stück wiederzubekommen. Meine Kollegen würden froh sein, die viele Arbeit wieder mit mir teilen zu können. Und mir blutete das Herz.

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Teufel auch!