Stepstones
Die Oase kommt aus dem Nichts. Gerade noch verdorrtes Gras und vom Feuer gezeichnete, karge Landschaften, dann biegt man ab – und plötzlich wird es grün. Jetzt ist man im Carnarvon National Park. Und ab hier ist man Selbstversorger, denn außer einem kleinen Kiosk an der Rezeption des Campingplatzes gibt es im Park nichts. Wasser und Proviant mussten also für zwei Tage reichen.
Viel schöner könnte ein Campingplatz nicht liegen. Exotische Vogelgeräusche, ein Fluss mit Schnabeltieren und Schildkröten plus Kängurus, die lustig zwischen den Besuchern rumhoppeln – das hat schon Atmosphäre. Von hier sind es noch fünf Kilometer bis zum Eingang des Parks, die der Durchschnittsaustralier natürlich in seinem japanischen Allradfahrzeug zurücklegt. Der durchschnittsdeutsche Motorradfahrer – ich war der einzige – geht die Strecke natürlich auch nicht zu Fuß. Zehn Kilometer zusätzlich zum Great Walk durch den Park? No thanks!
Vom Hauptpfad, an dem ein gewisses Onlinejobportal seine helle Freude hätte, weil er einen immer wieder auf großen Steinen durch den Fluss führt, zweigen verschiedene kleinere Wege ab. Sie führen jeweils zu den Attraktionen des Parks. Wobei die Einschätzung, was denn eine Attraktion ist, offenbar sehr vom Betrachter abhängt. In der Dürre von Outback Queensland ist ein winziger Moosgarten vermutlich eine. Als Deutscher, der nach jedem Winter wesentlich mehr Moos in seiner Einfahrt hat, fand ich den Moss Garden eher unspektakulär.
Ganz anders als die Art Gallery, deren Namen vielleicht ein bisschen irreführend ist. Denn wenn ich das richtig verstanden habe, dienten die indigenen Schriftzeichen und Symbole eher der Verständigung und Dokumentation. Leider gibt es offenbar auch in Australien Flachpfeifen, die meinen, Kulturgüter mit so intelligenten Zusätzen wie Jahreszahlen oder Initialen versehen zu müssen.
Das sogenannte Apitheatre ist ein stiller, gleichzeitig gewaltiger und erfreulich kühler Ort. Ich durfte ihn sogar völlig allein genießen. Man sitzt dort quasi auf dem Boden eines umgekehrten Trichters, den das Felsgestein um einen herum bildet.